ARQUE-LAUF … der innere Schweinehund oder …. – weil ich GESUND bin …..

Impressionen vom Lauf 2011© Kristin Langholz

Alles begann, als ich Anfang des Jahres zweimal in Ohnmacht fiel, mir die vielen verschiedenen kompetenten Ärzte bestätigten: „Alle super – kein Grund zur Sorge“. Bei der letzten Untersuchung sollte mein Herz untersucht werden per Ultraschall. Das war die letzte „Fehlerquelle im System“ die es noch zu durchleuchten gab. Ich lag im Ultraschall und sah, wie mein Herz in mir schlägt, sich die Herzklappen wunderschön öffnen und schließen, gehe zum Arzt, der mir bestätigt: „Ihr Herz ist in aller bester Verfassung!“, gehe aus dem Arztzimmer und realisiere, dass ich das große Geschenk bekommen habe, GESUND zu sein und beschließe in diesem Moment: ich möchte Gesundheit erleben und genießen so lange es geht! Zu Hause angekommen überlege ich kurz, was ich meinem Körper Gutes dafür tun kann, dass er so gut zu mir ist. Gesundheit hat für mein Verständnis immer etwas mit Bewegung zu tun. Gelaufen bin ich gelegentlich, aber über 10 km nie hinaus gekommen. Angeblich hat mein Schweinehund immer die Ausrede gehabt „mir ist das zu langweilig so lange zu laufen“. Doch tatsächlich war ich nur zu faul und mir nicht bewusst genug dessen, dass ich das große Glück habe, dass ich laufen kann. Aber jetzt ist auf einmal alles anders! Ich bin unruhig, habe Bewegungsdrang, will mich selbst herausfordern. Und so entsteht die Idee: „Ich möchte einen Halbmarathon laufen“.

Mein 42. Geburtstag soll in 13 Wochen sein (13 ist meine Lieblingszahl) – das wäre am 10. November. Dann suche ich im Internet nach „Halbmarathon 13.11.2011“ und finde: den ARQUE-LAUF! Ich lese mir alles durch und finde den Gedanken immer besser hier zu laufen, denn es gibt keinen WettKAMPF sondern ein GEMEINSAMES Laufen, das mir sehr entgegenkommt, bin ich doch kein Wettkampftyp und mag es lieber gemütlich. Die Distanz ist bewusst 1 km länger gewählt (22,113 km…also wieder eine 13), als die Halbmarathondistanz, damit niemand meint, er müsse „knüppeln“. Es gibt für jede Gruppe einen „Pacemaker“, der nicht überholt werden darf und dafür sorgt, dass die Zeit am Ende passt. Mein Ziel ist nur die Strecke ohne großen Aufwand locker zu laufen. Als ich sehe, dass die Startgelder auch noch der ARbeitsgemeinschaft für QUErschnittgelähmte zu Gute kommen, bin ich hin und weg und melde mich sofort an für die Gruppe, die in 7 min/km die Distanz laufen wird! Super….noch 13 Wochen bis zum 13., wenn ich um 13.13 Uhr in Mainz einlaufe! Toll….besser geht es nicht.

Sofort suche ich mir einen Laufplan für einen Halbmarathon heraus und laufe fortan 3 mal in der Woche und merke gleich den Erfolg der Regelmäßigkeit. Einen Tag laufe ich nur ganz kurz und ganz langsam (max. 4 km in 8 min/km), einen Tag ein bisschen flotter und einen Tag länger, dafür langsam. Resultat: mental baut sich mein Schweinehund ab und verwandelt sich in ein fröhliches grinsendes etwas, dass sich Dienstags beim langsamen kurzen Lauf plötzlich anfängt auf die langen Läufe zu freuen. Als ich 3 Wochen vor dem Start mit meinem Partner das erste mal 15 km schaffe muss ich weinen. Ich bin glücklich und stolz, fühle mich wohl und weiß, ich schaffe den Halbmarathon und freue mich ab jetzt auf den Tag wie ein Honigkuchenpferd.

Kelkheim ist nicht besonders weit weg von Heidelberg. Es sind nur knapp 100 km. Dennoch beschloss ich mit Barney schon am Samstag anzureisen. Wir holten unsere Startnummern für die 22,113 km ab und blieben auch gleich zu einem sehr lustigen Abend mit „Dem Asterix sein Hessischlehrer“ Jürgen Leber. Die Sporthalle wurde zu diesem Zweck dekoriert, mit Tischen und Stühlen versehen und so lernten wir noch am Abend einige nette Leute kennen, die an unserem Tisch saßen und uns von den Veranstaltungen der vergangenen Jahren vorschwärmten. So fuhren wir nach einem schönen Abend nach Mainz, wo wir uns im Hotel einquartiert hatten. Noch ein kleiner Streifzug durch die Altstadt in Mainz, um nach einer Bäckerei für das Frühstück Ausschau zu halten (Brötchen mit Honig ist Ehrensache vor einem Lauf) und den Platz anzusehen, an dem wir am nächsten Tag um 13.13 Uhr einlaufen sollten. Wir gingen mit einem Lächeln ins Bett, einem guten Gefühl für den nächsten Tag und einer riesen Portion Vorfreude ob dem, was uns wohl erwarten mag. Am nächsten Morgen geht es erst mal zum Bäcker um die Ecke, feines Brötchen mit Honig essen und dann mit dem Taxi nach Marxheim im Taunus und dort treffen wir an der Tankstelle auf Gleichgesinnte. Der Lauf ist so organisiert, dass es verschiedene Distanzen gibt. Für jede Distanz gibt es 5 Gruppen (5 min/km, 5:30min/km, 6min/km, 6:30min/km, 7min/km) die zeitversetzt starten. Die ersten Gruppen der Langdistanz über 34,63 km sind schon am Verpflegungsstand (es gibt Bananen und Getränke wie Tee und Wasser) und warten darauf, dass die Gruppen der gleichen Zeiteinteilung, die jedoch die restlichen 22.113 km mitlaufen, dazu stoßen. So wird jede in Zeit eingeteilte Gruppe von Verpflegungsstand zu Verpflegungsstand immer größer, da Läufer hinzustoßen, die z. B. wie ich 22.113 km laufen oder 12 km (2. Verpflegungsstand) oder 8 km (3. Verpflegungsstand).

Es geht los – ein Polizist fährt mit seinem Motorrad vorn weg. Wir sind ca. 20 Läufer, einige davon sind schon seit knapp 12 km unterwegs. Es ist ein tolles Gefühl: diese kleine Gruppe Gleichgesinnter, die auf der Landstraße, begleitet von einer Polizei-Eskorte, läuft – und ich bin dabei – kann nicht aufhören zu lächeln – bin glücklich! Ich bin GESUND! Die Strecke führt recht flach mit 2 ganz kurzen kleinen Anstiegen Richtung Mainz. Ich komme ins Gespräch mit einer Dame, die mir erzählt, dass sie 68 Jahre alt ist und erst mit 60 begonnen hat zu laufen und letztes Jahr in München den Marathon in 4 Stunden 18 Minuten gelaufen ist. Für mich unvorstellbar. Das motiviert mich.

Die Polizei-Eskorte führt uns rein nach Mainz – Wahnsinn. Wir laufen in einer kleinen Gruppe einfach auf der Straße, mit Eskorte durch Mainz! – und dann fange ich an zu singen „We are the champions“ und bin so glücklich, denn gleich geht es um die Kurve und jetzt laufe ich Hand in Hand mit meinem Freund durchs Ziel und bin wieder so sehr gerührt. Gerührt, weil ich es geschafft habe aber noch viel mehr, weil all die Menschen, die bei diesem tollen Erlebnis uns Läufer verpflegt haben, begleitet haben, freiwillige Helfer sind und meinen allergrößten Respekt und Dank verdient haben!

Ach ja – ich habe mich während des Laufs dazu entschlossen, meinen ersten – beim ARQUE-Run-up gewonnenen – Marathon nächstes Jahr bei der 27. Auflage am 14. Oktober in München zu laufen.
Mein Ziel?
Ich möchte lächelnd durch Ziel laufen, weil ich die Distanz geschafft habe, tolle Erlebnisse mitnehmen werde, und – weil ich GESUND bin!

Lieber Michael Lederer, vielen herzlichen Dank für das tolle Erlebnis beim ARQUE-LAUF und bitte gib den Dank an alle Helfer weiter!

Stefanie Krämer – Heidelberg