ADM – Arque DoppelMarathon

#LAUFEN_BEWEGT

Niklas Herold | ADM Laufbericht | 14.03.2021

Die Vorgeschichte

Titelbild Nik mit seiner Gesamtzeit 8:54:01, Pace 6:19/km; 84,65 km

Seit Herbst 2017 trainiere ich regelmäßig – Ziel war es einen Ironman vor meinem 40.Geburtstag zu absolvieren. Die Jahre zuvor bin ich ein paar Mal im Jahr Laufen oder Radfahren gewesen.

Nachdem ich 2019 den Ironman in Frankfurt mit 38 Jahren erfolgreich beendet habe, habe ich die Anmeldung für 2020 einen Tag nach dem Rennen sofort wieder durchgeführt. Der Triathlon und der tägliche Sport gehören seit 2017 zu meinem Leben dazu.

Da 2020 kein Ironman stattfinden konnte, habe ich mich entschieden am Renntag stattdessen einen Ultramarathon zu laufen. 50km hatte ich schon absolviert, also stand das Ziel bei 60+. Für jeden km, den ich weiterlaufen konnte, spendete ich 10€ an Bärenherz. Bei 70,3km habe ich den Lauf beendet (an der gleichen Stelle wie den ADM).

Zum Jahresende kamen wir – Rosali und ich – dann durch eine Freundin auf den TTBS der Arque. Auch hier hieß es für den guten Zweck an den Start zu gehen und der Lauf hatte es in sich! Am letzten Tag auf dem Feldberg haben wir Michael Lederer persönlich kennengelernt. So kam eins zum anderen…

Die Idee

Ich kann gar nicht mehr sagen, wie ich genau auf diese Idee kam, die dazu geführt hat, dass ich nun hier sitze und meine Erinnerungen niederschreibe. Es passierte schleichend zwischen meinem 40. Geburtstag am 30.12.2020 und Mitte Januar 2021. An meinem Geburtstag bin ich mein Alter in km gelaufen und ab km35 wurde es zäh, da ich mitten im Training war und mich eigentlich nicht auf einen 40er vorbereitet hatte. Die Frage ab km35 war ungefähr „Bis zu welchem Alter wird das wohl funktionieren, sein Alter in km am Geburtstag zu laufen? 60, 70, 80…“. Die 80 blieb wohl irgendwo im Speicher hängen. Mitte Januar bin ich eines Morgens aufgewacht und wusste, dass ich einen doppelten Marathon inkl. Spendenvorhaben laufen will!

Also habe ich mir eine Excel Datei gebastelt und einen 6 Wochen Plan geschrieben. Jeden Montag sollte eine „Hardcore-Einheit“ auf den Plan und 3 Wochen vor dem geplanten Lauf wollte ich noch eine Halbmarathon Serie hinlegen. Sonntag der 28.02.2021 sollte dann der große Tag sein.

Scan des Original-Trainingsplans

Der Plan steht!

Zusätzlich wollte ich am Ende des Laufs eine Summe für die ARQUE spenden und habe Michael per E-Mail kontaktiert, um evtl. ein Shirt und eine Kappe zu erhalten. Ich hatte keine Idee von dem, was dann passierte! Und es war das Beste was mir für den ADM passieren konnte. Denn der DoppelMarathon wurde zum Arque DoppelMarathon. Wären die Corona-Beschränkungen nicht gewesen, wäre diese Event noch eine Nummer größer geworden. Aber auch so – oder vielleicht genau deshalb – war es fantastisch und hatte einen ganz privaten Charakter! Und jeder einzelne kam gesund und zufrieden durch den ADM!

Logo ARQUE-Doppel-Marathon

Die Vorbereitung

Nachdem ich mir die groben Eckdaten in den Plan geschrieben hatte ging es an die Feinplanung. Wobei „fein“ etwas übertrieben ist (siehe Foto vom Plan).

Was könnte ich montags Krasses tun?

  1. Montag 18.01. ein brick Training mit dem neuen Laufband. Die Möglichkeiten voll ausnutzen! 4x10km Rad indoor & 4x1km @3‘18ca.auf dem Laufband im Wechsel.
  2. Montag 25.01. ein PB Versuch für 5km auf dem Laufband. In 17:16 mit 3’27 durchgezogen. Da ich während dem schreiben in Garmin nachgeschaut habe kam die Erinnerung wieder (Trainingstitel „den Brüllaffen gemacht….“) – ich habe gegen Ende doch sehr laut geatmet.
  3. Montag 01.02. hatte ich einen 30er longrun geplant, dann aber doch gestrichen. Die Belastung wäre zu hoch gewesen. Ersatz war dann am Dienstag ein HM in 1:32:04.
  4. Montag 08.02. begann die Halbmarathon-Woche. Der ursprüngliche Plan von 4‘50er pace war etwas undurchdacht. 5:30-5:45 sollte die Rennpace werden. Also habe ich es lockerer durchgezogen (bis auf einen Tag) und die Woche dann 7xca.22 km durchgezogen und kam auf 157km in dieser Woche. Zugleich auch der Fehler für die rechte Wade.
  5. Mehr „krasse Montage“ gab es nicht… ab dem 15.02. war „rest week“ und dann „prep week“.

Blieb nur das Rad zu packen, die Klamotten bereitzulegen, die Schuhe auszusuchen und auf schönes Wetter zu hoffen – und das hatten wir!

Achja, das Rad packen… Rosali hatte sich entschieden mich die komplette Strecke auf dem MTB zu begleiten. Mit Satteltaschen und Korb am Lenker, war für alles gesorgt, was man sich unterwegs nur wünschen konnte. Best support ever!!!!

Der große Tag

Endlich ist er da: Der 28.02.2021!

Frühmorgens - on the road im Sonnenaufgang

Wir sind um 5Uhr aufgestanden und haben gefrühstückt und die letzten Vorbereitungen abgeschlossen. Die Laufklamotten für jede Wetteroption lagen schon seit dem Vorabend bereit. Ich war entspannt und in Vorfreude auf den Lauf. Irgendwo zwischen 84,4 und 100 würde der Kilometerstand am Abend sein. Das Laufmantra war gefestigt („Für dich laufe ich bis ans Ende der Welt!“) und das Wetter sah vielversprechend aus – Sonnenschein und Temperaturen zwischen 2-9Grad ca.

Um 6:50 Uhr ging es mit Rosali und ihrem Begleitfahrrad auf die Strecke. Es war noch dunkel und ziemlich kalt. Mir wurde es nach den ersten Kilometern dann wärmer, allerdings wurde es auf dem Rad immer kälter. Klar, ich war gemütlich unterwegs. Ca.10-12 km/h bringen Rosali auf dem Rad nicht ins Schwitzen.

Nach ca. 12km hat sich Rosali verabschiedet, um sich Wintersachen zu holen. Ich bin entspannt weitergelaufen und habe den Sonnenaufgang und das meditative Laufen genossen. Die Strecke war gut geplant, also wusste ich, dass ich nicht allzu lange ohne Rosali auskommen musste. Als ich in Runde 2 in Kelkheim/Münster ankam, kam mir Michael auf dem Rad entgegen, auf dem Weg zum Treffpunkt für 9Uhr. Wir haben uns fröhlich begrüßt und ich bin in Bewegung geblieben. Ein paar Sekunden später hat Michael dann Rosali getroffen und die Beiden konnten ein kurzes Schwätzchen halten. Dann hat die mobile Minibar wieder zu mir aufgeschlossen – allerdings war ich noch gut versorgt und noch nicht auf Hilfe angewiesen.

Hofheimer Feuerwehr hinter Nik - Gegenlichtaufnahme

Um kurz nach 9Uhr kamen wir an der FFW in Hofheim an. Mit ca. 22km und immer noch bester Laune traf ich auf meine Laufpartner. Da wir unter Einhaltung der Corona-Regeln gelaufen sind, gab es 2 Begleitpaare, die mich in ihre Mitte genommen haben. Jetzt hieß es 2x31km absolvieren (Hofheim -> FFM -> Hofheim), um die 84,4km voll zu bekommen. Es lief super.

Die Sonne hat gelacht, die ersten 31km haben wir uns viel unterhalten und die Verpflegung aus dem Körbchen vom Begleitfahrrad genossen. Michael ist als rasender Reporter mit dem Fahrrad immer wieder an uns vorbei gedüst, um ein paar wunderschöne Schnappschüsse zu machen. Das war superlieb, denn so habe ich einen bleibenden Eindruck von diesem außergewöhnlichen Tag!

Vor der zweiten 31km Runde gab es eine kurze Verpflegungspause. Ein weiterer sehr netter Läufer hat sich für den Support dazugesellt. Ich habe in der Pause ein paar hundert Meter weiter Zuschauer aus meiner Familie getroffen. Das war ein Highlight und hat natürlich zusätzlich motiviert.

Die Runde lief ohne große Zwischenfälle bis km 68 ca. Ich hatte im Training bereits mit der rechten Wade etwas zu kämpfen und hatte gehofft, dass es am Renntag keine Beeinträchtigung wird (no excuses!). Allerdings hatte ich einen wertvollen Tipp komplett vergessen. Salzkapseln! Ich habe sie gekauft. Ich habe sie eingepackt – mehr als genügend. Aber ich habe bis dahin keine einzige genommen. Und bei km 70 war es dafür dann zu spät. Das Bein hat dicht gemacht und die Wade hat mir sehr deutlich zu verstehen gegeben, was sie von meiner Laufambition hält!

Nach dem Lauf

Vielen lieben Dank an dieser Stelle an meine Mitläufer! Man hat mir Tipps zugerufen und ich habe kurzfristig Magnesium und Salzkapseln genommen und den „Ultra-Schlappschritt“ eingelegt. Die Laufpause wurde immer länger – ich habe sie genossen und wollte nicht so richtig wieder los. Aber das kennt sicher jeder, der so ein Vorhaben schon einmal durchgezogen hat: Aufgeben gibt’s nicht!

Ich bin wieder angetrabt und habe bei km 73 den absoluten Tiefpunkt des Laufs gehabt. Es fühlte sich nicht rund an und es waren noch 11km zu laufen. Ein kleines Trainingsläufchen – mehr nicht. Das kam aber im Gehirn nicht mehr an. Mein Gehirn hatte inzwischen angefangen jeden Schritt einzeln zu zählen. Da hörte sich die Marke 11.000 dann doch etwas übler an. Aber ich hatte mein Laufmantra! Also habe ich das Bild des Blumenmädchens projiziert und gebrüllt „Für dich laufe ich bis ans Ende der Welt!“ – denn es ging ja immer noch um einen Spendenlauf und Zusagen für € pro gelaufenem km. „Gebrüllt“ war übrigens etwas übertrieben, vermutlich habe ich eher genuschelt. Aber der Effekt war der gleiche – es ging weiter!

Nik lachend auf der Strecke

So wurden die letzten zähen Kilometer abgespult und als das Ziel in greifbare Nähe rückte, wurde die Musik auf der mobilen Begleit-Disco aufgedreht und das hat jedes einzelne Körnchen in mir wachgerüttelt. Da war sie! Die Euphorie! Es ist nicht mehr lange. Das schaffst du jetzt locker!!! Und zu „eye of the tiger“ ging es über die Marke der 84,4km!

Im Ziel waren die Freude und Erschöpfung enorm! Wir haben in einem großen Kreis mit ordentlich Abstand eine kleine Siegerehrung vorgenommen. War das SCHÖN! Ein Gefühl wie an einem Renntag! Klar, ohne Umarmungen und Händeschütteln. Aber auch aus 2m Abstand konnte man sich zuprosten und das Lächeln aller erkennen!

Inzwischen (exakt 2 Wochen nach dem Rennen) sind mehr als unglaubliche 3.000€ an Spenden eingegangen – das war die emotionale Sahnehaube auf diesem Event! Denn aus diesem Grund bin ich an den Start gegangen und mit diesem Ergebnis hatte ich niemals gerechnet – also ein fettes Dankeschön an alle, die so großzügig unterstützt haben!

ADM – bis zum nächsten Jahr!

Nik im Sonnenlicht von hinten - Arme oben

Die Erholung

Nik Herold im Ziel - Daumen hoch

Was macht man nach so einem Lauf? Ich nicht mehr viel!

Der Abend war eine Abwechslung aus liegen, liegen und liegen. Ich konnte kaum ein paar Schritte gehen. Allerdings sah es am Montag schon deutlich besser aus. Alle Mitläufer waren (und sind noch heute) wohlauf und gesund! Also haben wir alles richtig gemacht!

Ab Dienstag habe ich mit leichtem Training begonnen. Ein wenig die Beine locker geradelt. Am Mittwoch der erste Lauf. Und so ging es langsam zurück ins Training. Keine harten und schnellen Einheiten – dafür aber langsam wieder mehr Umfang. Zwei Wochen später bin ich schon wieder in der Vorbereitung auf den 70.3 im Mai, so er denn stattfindet. Doubles und Intervalle sind zurück und ich bin glücklich und zufrieden mit diesem besonderen Projekt mein Leben nachhaltig bereichert zu haben.

Bereichert, durch die Menschen, die ich in dieser kurzen Zeit kennengelernt habe. Und nicht nur die Supporter, sondern auch „das Blumenmädchen“ ist ein eigenes Kapitel. Sowie die fantastische Unterstützung durch Michael Lederer! Inzwischen ist mir klar, wie er 1977 den Weltrekord laufen konnte: der Mann hat ein sooooo großes Herz! Vermutlich könnte man damit noch schneller laufen, aber einen großen Teil davon widmet er anderen Menschen! Ich kenne ihn erst sehr kurz, aber in dieser Zeit habe ich ihn immer ausgeglichen, freundlich und voller Energie erlebt – was für ein toller Mensch – DANKE FÜR DEINE ENERGIE in diesem ADM!

Du warst das HERZ ich die BEINE! So soll es weitergehen die nächsten Jahre!

Die Spenden

Zusatzinfo: Die Spendensumme zum ADM steht aktuell bei 3.359,79 €! Wir sagen Danke.