Harry Lange – 7x hoch und anschließend durch Deutschland

Harald – genannt Harry – Lange ist ein Läufer wie Du und ich oder sagen wir mal fast. Denn wer von uns hat das dringende Verlangen am 10. Juni erst 7x den MesseTurm als Multiclimber im Renntepempo zu besteigen und ein paar Tage später aufzubrechen, um in 19 Etappen von Sylt auf die Zugspitze zu laufen? Das ist möglich beim Deutschlandlauf vom 16. Juli bis zum 3. August (https://deutschlandlauf.wordpress.com). Dass Harry auf einem Auge einen Sehrest von 5% hat ist da nur noch im Nebensatz zu erwähnen, schließlich hält ihn seine Einschränkung nicht von sportlichen Großtaten ab. So hat er auch die Deutschen und Europameisterschaften im Marathon in seiner Planung.

Aber lassen wir ihn selbst zu Wort zu sich und seinen Aktionen kommen:

Ich bin ein fast blinder Extremsportler der seine Behinderung weder vorschiebt, noch sich davon ausbremsen lässt. Einfach mit ihr zu leben ist etwas ganz anderes. Ich mache möglich was ich kann und woran ich Spaß habe. Das Laufen ist ein Sport, den ich mit meiner Restsehkraft ohne Guide ausüben kann, somit bin ich unabhängig. Nachdem ich mein erstes Ziel „einmal einen Marathon“ erreicht hatte, stellte ich mir die Frage was man noch so laufen könnte. Ich erfuhr von Bergläufen, Ultraläufen, Etappenläufen und 24h Rennen. Das war nicht nur Neuland für mich, ich konnte mir unmöglich vorstellen je mehr als einen Marathon zu laufen. Da ich durch meine Behinderung auf Bus und Bahn angewiesen bin – oder eben auf meine zwei Beine, mussten Wettkämpfe her, die ich entsprechend bereisen kann. Was nützt mir der schönste Wettkampf wenn ich nicht weiß wie ich dort hin gelangen soll. So war mein erster Berglauf die Zugspitze, 2012 mit dem Zugspitz Extremberglauf. 2013 wollte ich in meine ehemalige Heimat reisen und den Großglockner Berglauf mitmachen. Dabei stellte ich fest das der Extremberglauf 2012 steiler und schwieriger für mich war, weil aber 2014 der Extremberglauf an dem ich meine Zeit von 4h53min topen wollte abgesagt wurde, lief ich eben erneut den Glockner Berglauf. Der ist nicht nur schön, ich konnte nichts anderes planen, weil es mir in meine Saisonplanung passen musste. Denn ich verfolgte nun zwei große Ziele: 1. einmal Marathon unter 3h zu laufen und 2. habe ich mich dazu entschlossen, den Marathon des Sables zu laufen. 2013 musste es sein, der erste Ultra, die erste Distanz über 42,195km. Ich startete in Rodgau beim 50km Ultramarathon und sollte ich ihn bestehen, war mein nächstes großes Ziel der Rennsteiglauf mit ca. 73km. Stetig verbesserte ich aber im Oktober meine Mrathonzeiten in Frankfurt. Ich musste einsehen, entweder Marathon unter 3h oder Ultraläufe zu machen. Ich konnte mich nicht entscheiden und ließ es laufen bis zu jenem Tag, an dem ich gelangweilt auf dem Sofa saß und zufällig auf Eurosport hängen blieb. Sie berichteten eben über den Marathon des Sables. Ein Selbstversorgungsrennen durch die Sahara, 240km, 7 Tage, alles was nötig ist, hat der Läufer bei sich im Rucksack. Diese Herausforderung wollte ich unbedingt annehmen. Ich stand im Jahr 2014, der erste Rennsteiglauf und auch Rodgau lagen erfolgreich hinter mir, meine Marathonzeit mit Wien 2014 im März unter 3h10min. Sei es wie es ist, Sahara hat nicht jeder, ich muss da hin, der fast blinde Spinner will es wissen, die Anmeldung geht raus und fertig. 2015 war es nun nach langen Diskussionen soweit. Hier durfte ich nicht ohne Begleitläufer starten weil ich ohne Lupe doch nicht einmal den Kompass lesen kann. Kein geringerer als Lahcen Ahansal (10maliger Sieger des Rennens) begleitete mich.

Harry Lange bei einem Lauf, zu sehen die 3-Punkt-BindeUm mich dafür vorzubereiten lief ich bei jedem Wetter mit Sack und Pack im Taunus rum, machte einen 24h Lauf, finishte diesen mit 158km und zwar eine Woche nach dem Großglockner Berglauf, beschäftigte mich mit Hindernisläufen und erledigte zweimal die Braveheart Battle (in meinem Buch „Willensstark“ zusammen mit Daniela Preis einer blinden Autorin und Freundin beschreibe ich die Battle die durch eine Kopfverletzung fast gescheitert wäre, wenn ich Spinner nicht um jeden Preis hätte finishen wollen und zwar mit Platzwunde!) und in 44h erkämpfte ich mir das Finish beim Marathon des Sables 2015. Könnte ich es mir erneut leisten, ich wäre wieder da. Nun kam die Frage nach dem „was tun wir jetzt?“. Ich lernte den Michael Lederer über den Skyrun kennen und dieser Treppenhauslauf hat es in sich. Ehrenamtliches Engagement trotz Sehbehinderung beweise ich nicht nur mit der Unterstützung von ARQUE sondern auch durch den Dienst im THW Bad Homburg. Leider darf ich vom THW aus nicht mit Sauerstoff-Flasche starten, ich darf die Tauglichkeitsprüfung dazu aufgrund meiner Sehkraft von 5% auf einem Auge (rechts blind) nicht machen. Es musste also eine andere Herausforderung her als diesen Turm nur einmal schnell zu laufen. Nachdem ich 2min über Weltrekord 2016 erfolgreich dieses Rennen gemeistert habe, will ich es dieses Jahr wissen! Ich will Multi Climber sein und den Turm 7x in Folge hochlaufen. Finde ich Sponsoren die ARQUE unterstützen und mir damit mehr Starts finanzieren, gern auch bis zu 12x. Dieses und auch letztes Jahr konnte es kein Berglauf sein weil ich hatte immer noch das Ziel den Marathon unter 3h zu laufen. In Wien 2016 März, verfehlte ich dieses Ziel um 19 SEKUNDEN!!! Ich konzentrierte mich das letzte Jahr auf nichts anders als auf Marathon auf unter 3h und dies erfolgte in Frankfurt 2016 mit 2h59min7sek!

2017 ist ein weiteres großes Jahr für mich denn diesmal machen wir es ganz groß, lang, weit und hoch. Ich bin einer von 100 Teilnehmern am Deutschlandlauf 2017. Ein Lauf, der in Sylt startet und auf der Zugspitze endet, in 19 Tagen werde ich 1.300 km ZU FUSS, laufend zurücklegen. Ein Freund und ebenfalls ein Ultraspinner den ich auf meiner Reise kennenlernen durfte hat mich auf dieses Event gebracht. Wir beschlossen im Sommer 2015, nachdem ich aus der Sahara kam, erneut am Rennsteiglauf startete und auch noch den Zugspitz Ultra Trail plus einem erneuten 24h Lauf mit 168km erledigt hatte, dass wir dieses Rennen 2017 anmelden und laufen werden. Nun ein paar Wochen nach dem Skyrun 2017, dem letzten harten Wettkampf vor diesem Projekt welches am 16.07.2017 in Sylt startet (https://deutschlandlauf.wordpress.com), geht es los. Vorher möchte ich aber unbedingt ein Skyrun Muti Climber sein. Es wird mir Kraft geben für den großen Aufstieg auf die Zugspitze – die zum dritten Mal daran glauben muss. Wenn ich zurück bin vom Deutschlandlauf und der Skyrun erfolgreich war, kommt die nächste große Herausforderung:

Weil ich in Hamburg 2017 im April, die 2h58min auf der Marathondistanz bei nicht einfachen Bedingungen erlaufen habe, kann ich mich vermutlich für die Deutsche, bzw. die Europameisterschaft im Marathon im Behindertensport aufstellen lassen! Somit werde ich in Berlin, London oder an beiden Rennen teilnehmen und mein Bestes geben, die Klassifizierung hierzu läuft bereits.

Weitere Ziele sind und bleiben: Spartathlon (240km Athen nach Sparta am Stück), dazu muss ich mich beim 24h Lauf mit 180km qualifizieren. Der Swiss Alpine, einmal Biel, das Tough Guy Race in England und dann mal schauen was noch so geht.