Birgit Roos auf dem Niesen

roos-niesenBirgit Roos, langjährige ARQUE-Läuferin und auch sonst Unterstützerin des Vereins hat sich in diesem Jahr etwas besonderes gegönnt, den längsten Treppenlauf weltweit auf den Berg Niesen im Berner Oberland. Und einen längeren Treppenlauf kann es auch gar nicht geben, denn den Niesen ziert die längste Treppe der Welt. Geöffnet wird sie genau einmal im Jahr für den besagten Treppenlauf. Wie Birgit diesen Aufstieg erlebt hat, schildert sie uns hier.

Liebe ARQUE-Läuferinnen,
Lieber ARQUE-Läufer,

ich hab`s geschafft – ich war auf dem Niesen!

An Pfingstsamstag habe ich mir einen schon lange gehegten sportlichen Wunsch erfüllt, ich bin den Treppenlauf auf den Niesen im Schweizer Berner Oberland gelaufen. Es ist der längste Treppenlauf weltweit mit 11.764 Stufen und 1.669 m Höhendifferenz. Start ist auf 693 m und das Ziel auf dem Plateau 2.362 m.

Birgit Roos auf im ZielUm uns etwas zu akklimatisieren und Höhenluft zu schnuppern sind wir bereits am Mittwoch angereist. Gleich am Donnerstag fuhren wir mit der Zahnradbahn auf den Niesen um von der Bahn aus die Treppe zu begutachten und uns an die Höhe zu gewöhnen. Dort oben war es kalt und ein eisiger Wind, doch das sollte sich schon am Freitag ändern. Es wurde schlagartig sehr warm. Am Freitag kamen Nadja aus London eingeflogen und unsere Freundin Silvia aus der Nähe von Zürich, um mich zu unterstützen. Für Samstag sagte der Wetterbericht Temperaturen bis 30° an. Am Samstagmorgen klingelte der Wecker um 4:30 Uhr, Frühstück gab es nur für mich, weil auf die Begleitpersonen im Gipfelrestaurant ein Bergfrühstück wartete. Alle Begleiter mussten mit der Bahn um 6:30 Uhr fahren, da während des Laufes keine Bahn fahren durfte, die Treppe ist sehr eng und verläuft direkt neben der Lifttrasse.

Bei der Unterhaltung mit den anderen Läuferinnen vor dem Start merkte ich schnell, dass ich unter ihnen eine Exotin war. Sie waren alle aus der näheren Umgebung und machten zum Teil täglich Bergtraining. Es waren nur 29 Frauen gemeldet. Schon beim Start um 7:30 Uhr knallte die Sonne auf die Treppe und alle wussten, dass es durch den plötzlichen Wetterumschwung sehr schwer wird. Mit 30 Sekunden Abstand starteten jeweils drei Läufer gemeinsam, meine Startzeit war 7:33 Uhr. Jetzt wurde es ernst, 11.764 Stufen lagen vor mir. Bis zur Mittelstation lief alles planmäßig und ich erreichte in der Sollzeit die Verpflegungsstation. Dort wurden Läufer aus dem Rennen genommen wenn sie die Sollzeit überschritten hatten. Nach einer Stärkung machte ich mich auf die zweite Hälfte und nun wurde es immer schwerer, weil die Sonne kein Erbarmen mit uns Läufern hatte. Ich kletterte immer weiter bis mein Kreislauf mit signalisierte, dass er das alles nicht so toll findet – Hitze, Anstrengung und die ungewohnte Höhe. Mir wurde leicht schwindlig und ich musste einige Minuten stehen bleiben, dann ging es wieder weiter. Auf einer kleinen Wiese lagen einige Läufer, bei denen nichts mehr ging. Auch zwei von den gut trainierten Frauen waren dabei. Bei diesem Anblick war ich froh, noch weiter laufen zu können. Nach einiger Zeit machte mein Kreislauf das gleiche Spielchen nochmal mit mir und wieder musste ich einige Minuten stehen bleiben, ehe ich weiterlaufen konnte. Es war nun nicht mehr weit und der Gipfel kam in Sicht. An der Bergstation angekommen wo die Treppe zu Ende war, mussten wir noch ein Stück Wanderweg bis zum Gipfelplateau zurücklegen. Auch das war eine Herausforderung, weil es nochmal kräftig bergauf ging. Überglücklich erreichte ich nach 2:34 Stunden das Ziel, was 20 Läufern nicht vergönnt war. Ich war erstaunt, wie gut es meinen Beinen ging. Es war sehr hart, aber trotzdem ein tolles Erlebnis. Nachdem ich mich gestärkt hatte, konnte ich den tollen Blick auf Eiger, Mönch und Jungfrau genießen.

Eine Steigerung zum Niesenlauf gibt es nicht mehr, sehr zur Freude meiner Familie. Mit Sicherheit wird mir aber wieder etwas Neues einfallen.

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Birgit Roos mit Familie auf dem Niesen – und das in perfekter ‘Dienstkleidung’

Fazit: Es war trotz allem ein super Erlebnis, an das ich sicher noch lange denken werde.

Liebe Grüße

Eure Birgit