…. der Briefzusteller Jörg Engelhardt läuft jeden Tag einen ½ ARQUE-LAUF
in der Kelkheimer Mittelgebirgslage …. und schreibt an seinem 2. Roman ……
Langstreckenlauf ist seit 1996 seine Leidenschaft. Da war er schon 32 Jahre alt. Sein Bruder Uwe, der ein Jahr älter ist, fing damit allerdings schon viel früher an. Mit 16 zog es den zum OSC Hoechst und damit auch in den Straßen – und Volkslaufzirkus, der ambitionierte Freizeitläufer das ganze Jahr hindurch, zu allen möglichen und unmöglichen Wetterlagen in Wettkampfspannung hält. Dabei war diese ambitionierte Form der Lauflust, auch nicht auf den Mist seines Bruders gewachsen, sondern genau genommen durch seinen Vater inspiriert. Peter Engelhardt, der erst mit 39 Jahren aktiv mit dem Langstreckenlauf begann und für Spiridon Frankfurt die Laufschuhe schnürte, geriet nämlich schon früh in die Schlagzeilen, nicht nur weil er zu den ganz wenigen Läufern gehört, die die ersten 25 Auflagen des Frankfurt-Marathons, von seinen Anfängen in Höchst im Jahre 1981 bis ins Jahr 2006 ununterbrochen mitgemacht und auch gefinisht haben, sondern weil er auch zu den Laufsportpionieren gehörte, die schon seit dem Ende der 70er Jahre des letzten Jahrhunderts, kreuz und quer über alle Kontinente geflogen sind um an internationalen Marathonevents teilzunehmen.
Seinen älteren Sohn Uwe motivierte das ebenfalls dazu, mit dem Laufen anzufangen und sich dem OSC Hoechst anzuschließen. So entstand mit den Engelhardts schon eine kleine Läuferdynastie, wobei Vater und Sohn für unterschiedliche Vereine an den Start gingen. Beide indes versuchten schon in den 80er Jahren des letzten Jahrhunderts das jüngste Familienmitglied Jörg ebenfalls zum Laufen zu animieren, was jedoch über 15 Jahre hinweg regelmäßig schief ging. Erst ein längerer Krankenhausaufenthalt mit anschließender Rehabilitation, zwang den jüngsten der drei Engelhardts zum Umdenken und mit den ersten Trainingseinheiten zu beginnen. Besser spät als nie, sagte sich das Familienoberhaupt und schenkte seinem jüngsten Sohn die ersten Laufschuhe, welche beim Frankfurter Halbmarathon im Frühjahr 1996 ihre erste Wettkampferprobung erfuhren und ihren stolzen Besitzer zu einer Endzeit von 1:28:45 h trugen. Dieses Debüt machte Lust auf mehr und seitdem ist auch Jörg, ein fester Bestandteil der regionalen Volks- und Straßenlaufgemeinschaft. Mittlerweile ist er sogar der einzige der drei Engelhardts der überhaupt noch aktiv an Wettkämpfen teilnimmt. Während sich Vater Peter und Bruder Uwe längst aus dem aktiven Laufsport zurückgezogen haben, bleibt er seiner Laufgruppe treu, die auch heute noch unter Dietmar Stenzel für die LG Eintracht Frankfurt im Sulzbacher Eichwald trainiert. Von den drei Engelhardts, die für drei verschiedene Vereine an den Start gingen, ist also nur noch einer übrig geblieben und der ist seit Anfang des Jahres nunmehr auch in der Altersklasse M50 zuhause. Wobei auch er seinen Trainings- und Wettkampfumfang deutlich reduzieren musste. Die berufliche Belastung und auch sein zweites Hobby lassen nämlich nichts Anderes zu. Zumal auch er beruflich schon deutlich mehr zu laufen hat als der Durchschnitt der deutschen Bevölkerung.
Seit 1983 arbeitet er schon als Briefzusteller bei der Deutschen Post, wobei er die ersten 26 Jahre als Springer in Frankfurt – Höchst zubrachte. Dort führte ihn sein Broterwerb durch 45 Zustellbezirke in sieben verschiedene Stadtteile. Dann kam im September 2009 endlich die langersehnte Versetzung in seinen heutigen Stammbezirk nach Kelkheim, wo er sich schon vor seiner Zeit als Briefzusteller ziemlich gut auskannte. Schuld daran war natürlich auch wieder das Laufen. Nahm er doch bis dahin schon 10 mal am leider nicht mehr existierenden Kelkheimer Halbmarathon teil, wobei es ihm 7 mal gelang in seiner Altersklasse unter die ersten 3 zu laufen. Bei seinem aller ersten Antritt in der Möbelstadt lernte er auch ARQUE-LAUF – Race-Director Michael Lederer kennen, der ihn auch prompt zum ARQUE-LAUF 1996 einlud. Seitdem war er zwar nicht jedes Jahr, aber doch immerhin bei den meisten, der seit dieser Zeit folgenden 18 Auflagen, mit dabei. Im Jahre 2013 feierte er seine 13. ARQUE-LAUF – Teilnahme und mit ihr auch seinen 3-wöchigen Herbsturlaub, der sich seitdem traditionell an diesen krönenden Saisonabschluss anschließt. Das ist auch bitter notwendig. Misst doch sein Zustellbezirk vom Anfang auf dem Marktplatz in der Kelkheimer Stadtmitte bis zum Wendepunkt auf dem nördlichen Gagernring in Hornau und von dort bis zur Breslauer Straße wieder zurück satte 17,76 km, für den Fall, das er dort, wie jeden Samstag, jeden Briefkasten bedienen muss. So war es auch dieses Jahr wieder. Als er sonntags um 9.00 Uhr mit der B-Gruppe auf die große Strecke ging, hatte er schon 12 Stunden Erwerbsarbeit vom Vortag in den Knochen. „Samstag ist bei uns meistens der längste Arbeitstag“, weiß der erfahrene Zusteller , der auch seit nunmehr 18 Jahren die Interessen der Belegschaft im Frankfurter Westen und der Region Main-Taunus beim Betriebsrat der Deutschen Post AG in Wiesbaden vertritt. „Seltsam“, merkt der Marathonläufer mit einer Bestzeit von 2:46:02 h – aufgestellt beim Frankfurt-Marathon im Jahre 1997 – an. „ Als ich noch Zusteller in Höchst war, konnte ich auch noch immer am ARQUE-Run-up in der Schönwiesenhalle in Kelkheim-Ruppertshain teilnehmen. Seitdem ich in Kelkheim arbeite, geht das nicht mehr.“
Die Postmengen sind hier noch größer und die Wegeleistungen in den Bezirken viel weiter und vor allem Dank der Mittelgebirgslage auch wesentlich anstrengender. Dabei weiß der Freizeitläufer und Hobbyschriftsteller mit seiner knapp bemessenen Freizeit immer noch genug anzufangen. Montags geht er in die Höchster Literaturwerkstatt und die restlichen Tage verbringt er auch immer nach dem gleichen Schema. Erst kommt die Arbeit auf der Post, anschließend – wenn er heimkommt – geht es mit dem Training weiter, 1- 2 Stunden müssen das schon wenigstens 5 mal in der Woche sein und die restlichen 2 Tage in der Woche, meistens dienstags und am Sonntagnachmittag widmet er sich dem Schreiben. Einen unveröffentlichten Roman, dessen Handlungsablauf in Wien angesiedelt ist, hat er schon fertiggestellt und am Zweiten, der sich schwerpunktmäßig mit der Geschichte der Post am westlichen Frankfurter Stadtrand beschäftigt, arbeitet er aktuell. Gegenwärtig hat er etwa die Hälfte des Gesamtumfangs hinter sich gebracht, im Mai 2014 will er die ganze Rohfassung beendet haben und das selbstverständlich so, dass auch die Vorbereitung auf den nächsten Frühjahrsmarathon in Gelsenkirchen nicht zu kurz kommt. Das wäre dann ein kleines Jubiläum, nämlich der 25. in seiner Karriere. Denn eines ist dem ehrgeizigen Junggesellen auch klar: Das Eine geht ohne das Andere nicht. Lieber von Allem etwas weniger, als auch nur auf Eines von Allem zu verzichten. „Ich will laufen und schreiben.“
Das wird auch 2014 so sein und zwar so, dass er seinen 18. Marathon in seiner Heimatstadt absolvieren kann und auch der zweite Roman endlich fertig wird. Läufer sind eben ambitionierte
Menschen, nicht nur im Laufen, sondern auch sonst im Leben. Jörg Engelhardt ist nur einer von Ihnen.