Ein Metzger, Columbus und leckere Suppe

Walter Mirwald walkt
Walter Mirwald walkt © Maik Reuß mit freundlicher Genehmigung

Walter Mirwald begleitet die Benefiz-Veranstaltung schon seit vielen Jahren, diesmal war der Mitarbeiter des Höchster Kreisblatts selbst am Start

mit freundlicher Genehmigung von Walter Mirwald

Etwa zwei Jahrzehnte lang hat unser Mitarbeiter über den ARQUE-LAUF von Kelkheim nach Mainz geschrieben und oft frierend und vom Regen durchnässt auf dem Mainzer Domplatz auf die Sportler gewartet. Am vergangenen Wochenende war er selbst aktiv und mit der Walking-Gruppe der TSG Sulzbach auf der 7,918 Kilometer langen Teilstrecke von Hochheim bis Mainz unterwegs. Er schildert seine Eindrücke.

Hochheim. Mensch, was habe ich für ein Glück. Bisher erlebte ich den ARQUE-LAUF meist grau in grau. Und oft hat es genieselt oder geregnet. Aber an diesem 14. November herrscht Spätsommerwetter, und ich bin erstmals aktiv dabei. Wenn es zeitlich klappt, walke ich samstags mit der Übungsleiterin der TSG Sulzbach, Christa Heil, Dehnspezialistin und Seelentrösterin für viele, mit einer lustigen Gruppe eine Runde durch den Eichwald. Bei der Arque sind es ein paar Kilometer mehr, aber das macht nichts.

Meine Startnummer “S – 168” flattert vor der Brust. Und los geht es kurz nach elf Uhr an der Hochheimer DLRG-Station. Wir sind 17 aus Sulzbach. Bei der Erstteilnahme 2007 waren es fünf. Aber dann kam die Mund zu Mund-Propaganda: «Macht mit, es ist eine tolle Strecke.» Die haben Recht.

Markus Schätzle, der Metzger aus Unterliederbach, geht ab wie die Feuerwehr. Als hätte er sich in Mainz für 13 Uhr zu einer Hausschlachtung verabredet. Aber er kommt dann doch wieder zurück, fotografiert uns, weist uns den Weg.

Es geht über – auch im November noch – grüne Wiesen zum Main an die Kostheimer Schleuse. Dann weiter idyllisch an einem Nebenarm entlang der Mündung in den Rhein entgegen. Hier war ich noch nie. Aber da will ich wieder hin: Mit meiner Frau, um ihr diese Idylle zu zeigen. Anlaufstationen gibt es einige, zum Beispiel beim TV Kostheim oder bei TuS Kostheim. Heute ist dazu keine Zeit. Wir müssen nach Mainz. Wir sind ja schließlich Walker und keine Müßiggänger. Armhaltung beachten, Körperspannung, auf der Ferse abrollen, gleichmäßig atmen.

Dann sind wir an der Mündung des Mains in den Rhein. Auch da war ich noch nie. Und jetzt weiß ich, wie sich Columbus gefühlt haben muss, als er Amerika entdeckte. Jetzt ein gigantischer Blick. Vor uns die Theodor-Heuss-Brücke, dahinter die Taunushöhen und links der Mainzer Dom mit einer eingerüsteten Spitze. Von Kostheim aus geht es nach Kastel, am Schwimmbad vorbei, über eine Brücke queren wir einen Rhein-Nebenarm und steuern auf die Theodor-Heuss-Brücke zu, auf der es von Hessen rüber nach Rheinland-Pfalz geht. Zuvor heißt es sammeln. Wir wollen als Gruppe gemeinsam ins Ziel. Das ist die Philosophie beim Arque-Lauf und auch die Philosophie von Christa Heil. «Wer nicht wartet, kriegt keine Suppe», sagt sie.

Nach 1:50 Stunden (wir haben ja auch Pausen gemacht beim Warten auf die wackeren Nachzügler) sind wir am Domplatz in Mainz. Unterwegs haben uns zwei Laufgruppen mit ihren Pacemakern und viele Radfahrer überholt, auch Organisationschef Michael Lederer. Wir spenden uns gegenseitig Applaus. Tolle Stimmung. Und die November-Sonne scheint auch in Mainz.

Aber auf dem letzten Stück durch die Stadt war nichts für den ARQUE-LAUF ausgeschildert. Ohne Metzger Schätzle wären wir wahrscheinlich in Nieder-Olm gelandet. Ich trinke am Domplatz gegenüber vom Gutenberg-Museum eine Fanta und esse wie meine Mitstreiter ein heißes Süppchen. Am Ziel sagt mir Olaf Pfleiderer vom ARQUE-Büro, dass 651 für die gute Sache geradelt, gelaufen und gewalkt sind. 42 000 Euro sind durch Melde-Gelder und Spenden für querschnittgelähmte Menschen zusammengekommen. Besonders deshalb hat es sich gelohnt, von Hochheim nach Mainz zu walken. Nächstes Jahr bin ich wieder dabei. Der Termin steht schon fest: 13. November 2011.